Thomas ist morgens als erster da. Ungefähr ab halb sechs. Dann kocht er Kaffee für die ganze Mannschaft, schenkt sich die erste Tasse des Tages ein und genießt die Ruhe vor dem Sturm.
„Das ist das Schönste. Wenn ich übers Hafenbecken gucke, die Sonne aufgegangen ist und alles noch so ruhig daliegt“, sagt er. Und ergänzt: „Laut wird es dann ja von ganz alleine.“ Ja, laut wird es, wenn ab 7 Uhr die ganze Baustelle zum Leben erwacht.
Thomas Kruse, 56, kennt das seit fast 40 Jahren. Man könnte sagen: Der Mann hat Beton im Blut. Seine Lehre als Beton- und Stahlbetonbauer hat dafür den Grundstein gelegt. Was genau macht man in dem Beruf eigentlich, Thomas? „Na, man ist zuständig für die Schalung sämtlicher Betonbauteile wie zum Beispiel Stützen, Decken oder Treppen.“ Verstanden!Über 12 Jahre bleibt Thomas in seinem Lehrbetrieb, bis er in den 1990ern bei der Zech Gruppe anfängt. Das Datum seines ersten Tages kommt wie aus der Pistole geschossen: „7. Februar 1994“.
Vier Jahre später ist er Vorarbeiter, bis er sich nach längerem Zögern entschließt, die Ausbildung zum Polier zu machen – um damit noch mehr Verantwortung zu übernehmen. „Ich war mir erst nicht sicher, aber am Ende war das eine richtig gute Entscheidung“.
Manchmal, das gibt er zu, vermisst er das körperliche Arbeiten und die Kolonne, mit der er so lange auf dem Bau unterwegs war. Doch der abwechslungsreiche Job als Polier gefällt ihm sehr: Er überwacht am Europahafenkopf die Bauarbeiten, koordiniert die Baustelle, die Arbeiter und deren Aufgaben. Dabei arbeitet er Hand in Hand mit Uwe Hohnhorst, dem Bauleiter.
Thomas, das spürt man, ist Bremer mit Leib und Seele, born and raised in der Hansestadt. „Ich kann mir nichts anderes vorstellen. Bremen ist eine ganze Stadt. Nicht zu groß, nicht zu klein, von viel Grün umschlossen und mir gefällt das maritime Flair hier.“ Punkt.
Sein Vater, erzählt er, hat noch im Hafen gearbeitet. Und wenn er selbst dann am Europahafenkopf sitzt, früh morgens, wundert er sich oft über die Zeitreise dieses Ortes. „Ist das nicht Wahnsinn“, sagt Thomas, „dass genau hier, wo wir jetzt diese Gebäude bauen, noch vor 40 Jahren Schiffe lagen?“.
Jetzt wird es aber Zeit, mit Schwung setzt er seinen Helm auf und geht auf der Baustelle nach dem Rechten schauen.
Lieblingsplatz in Bremen:
An der Schlachte. Da ist eine gute Atmosphäre, ich kann auf die Weser gucken. Abends ist dort Trubel, ich mag die Lichter und sitze da echt gerne.
Lieblingsplatz am Europahafen:
Ganz klar: Mit einer Tasse Kaffee am Hafenbecken
Der Europahafenkopf ist für mich…
…ein Ensemble, das aus viel Mut heraus entstanden ist und der Beginn einer neuen Ära als Stadtteil Bremens.